NAS Systeme für Videobearbeitung
02/08/2017
02/08/2017
Die Vorteile eines Netzwerkspeichers (NAS) sind eindeutig. Die Möglichkeit mit mehreren System im Heimnetzwerk oder sogar über das Internet an alle Projektdaten zu kommen ist praktisch. Zudem bieten NAS-Systeme häufig viele automatisierte und effektive Backupsysteme an, welche das nutzen von Datensicherungen für den unerfahrenen Nutzer vereinfachen.
Zum Thema: Ein NAS kann problemlos zum Schneiden von Videos und Bearbeiten von Fotodaten verwendet werden, solange das NAS genug Leistung zur Verarbeitung bietet und die eigene Netzwerkhardware der Leistung entspricht. In meinem Testszenario wurde ein gebrauchtes NAS von Asustor mit 2x 4GB Seagate Festplatten und ein Router von ASUS verwendet.
Asus RT-N18U N600 Black Diamond
Asustor AS5004T 4-Bay NAS System
Benötigt wird ein Router welcher mindestens Gigabit LAN Anschlüsse besitzt. Auch sollten die LAN Kabel geprüft werden. Sie sollten mindestens den CAT 6 Standart entsprechen um Gigabit LAN zu ermöglichen. Diese Angabe befindet sich meistens auf der Ummantelung des Kabels. Auch den eigenen Rechner sollte man prüfen, ob dieser einen Gigabit LAN Anschluss besitzt. Gigabit LAN ist inzwischen bei allen neueren Geräten verbaut, dennoch schadet es nicht dies vorher zu prüfen. Möchte man auch mit mobilen Geräten via WLAN arbeiten ist es wichtig das sowohl Router, als auch das Notebook 5GHz WLAN unterstützen und man in seiner Arbeitsumgebung ausreichend Empfang besitzt. Das Arbeiten mit 2,4 GHz WLAN ist zwar in seltenen Fällen noch möglich, wird aber in den meistens zu sehr langen Ladezeiten führen. Auch Videos werden kaum flüssig abzuspielen sein. Für den Fall das mehrere Personen gleichzeitig auf große Datenmengen vom NAS zugreifen wollen sollte man darauf achten das man ein NAS mit zwei Gigabitports, oder einem 10 Gigabit Port nimmt und das der Router entsprechend zwei freie Ports oder einen 10 Gigabit Anschluss besitzt.
Hier ist erstmal wichtig sich zu überlegen: Was brauche ich?
Überlege dir was das NAS für Anschlüsse braucht, was es softwareseitig unterstützen muss und welche Hardware benötigt wird.
In der Regel gibt es NAS systeme mit 1 bis 16 Festplattenschächten für den Heimgebrauch. Möchte man beispielsweise ein RAID 1 System laufen lassen von dem regelmäßig ein Backup gemacht wird benötigt man 3 Festplatten. Das bedeutet aber nicht gleich das ein NAS mit 4 Schächten benötigt wird. Viele NAS besitzen zu den internen Festplattenschächten noch externe Anschlüsse. USB 3.0, 3.1 oder E-Sata Festplatten eigenen sich in der Regel genauso gut (speziell für z.b. Wöchentliche Backups) wie interne Festplatten. Für ein Laufwerk welches nur Musik auf verschiedene Geräte streamen soll eignet sich unter Umständen auch ein Großer USB Stick.
Wenn man also weiß welches Backupsystem mit wievielen Speichermedien zum Einsatz kommen soll, muss man sich über die restlichen Funktionen Gedanken machen. Viele Geräte können mehr als einfach nur Daten bereitstellen. Sie bieten auch Webservices an, sodass sich sogar komplexe Webseiten hosten lassen. Einige bieten die Möglichkeit einen Fernseher anzuschließen und z.b. Filme direkt abzuspielen oder spezielle Apps zu nutzen.
Worauf immer geachtet werden sollte: Datendurchsatzraten. Hat man ein Gerät gefunden, das vom Datenblatt her den eigenen Ansprüchen genügt, sollte man nach Testberichten suchen und schauen ob die Datendurchsatzraten die man benötigt auch erreicht werden.
(Bei maximaler Auslastung einer 1Gigabit Leitung sind das 125 MB/s. Das ist auch notwendig wenn man effektiv arbeiten will.)
Wenn das NAS eine Datenverschlüsselung anbietet, ist SHA-128 Bit das Minimum für Datensicherheit. Ein leistungsstarker Prozessor ist hier notwendig um eine schnelle Verschlüsselung und Entschlüsselung der Daten zu ermöglichen.
Wer darüber hinaus auch Webseiten, eventuell sogar mit einem CMS hosten möchte, sollte sich informieren was das NAS unterstützt (HTML, php, Datenbanken wie mysql etc.)
Hosten von Webseiten kann zum Teil viel Arbeitsspeicher benötigen. Hier gilt also desto mehr, desto besser.
Wenn man alle Fragen abgehakt und sein Traum NAS gefunden hat, kommt der nächste Punkt: Festplatten.
Die meisten NAS werden ohne Festplatten verkauft, da die Individuellen Ansprüche sehr verschieden sind. Beim Kauf von Festplatten gilt zu beachten, dass man zu welchen greift, die speziell für den 24/7 Betrieb geeignet sind. Da man sein NAS in der Regel ohne große Unterbrechungen laufen lassen will, sollten auch die Festplatten für so einen Dauerbetrieb gemacht sein. Bei einem NAS mit 1Gigabit Lan ist die Geschwindigkeit der Festplatte zu vernachlässsigen. Die meisten Festplatten werden von der Geschwindigkeit des Netzwerks limitiert. Wichtig ist nach Bewertungen der Festplatten zu schauen und auf folgende Punkte zu achten:
– Die Festplatte sollte kühl laufen.
– Die Festplatten müssen ruhig und ohne starke Vibrationen laufen. (Speziell in Systemen mit vielen Festplatten ist das wichtig, da starke andauernde Vibrationen zu Schäden an den Festplatten führen können.)
– Die Festplatten dürfen sich nicht selbst in den Ruhezustand versetzen. (Häufiges an und ausschalten der Festplatten kann die Lebensdauer beeinträchtigen und die Zugriffszeiten erhöhen.)
-Ein großer Cache kann von Vorteil sein um die Zugriffszeiten zu verkürzen.
Hat das NAS Energiesparfunktionen, wie das Abschalten von Festplatten wenn längere Zeit kein Zugriff erfolgt, kann man für Backups die nach Zeitplan ausgeführt werden auch zu Festplatten greifen welche nicht für den Dauereinsatz gemacht sind. Es gibt für diesen Einsatzzweck spezielle Festplatten.
Einen Tipp beim Kauf gibt es noch: Möchte man die Chance auf einen Komplettausfall vermeiden, kann man verschiedene Festplatten mit den selben Spezifikationen von verschiedenen Herstellern kaufen. Wenn es zu einem Produktions- oder Transportbedingten Defekt bei der Festplatte kommt, besteht die Chance das alle Festplatten im gleichen Zeitraum den Dienst verweigern, wenn sie vom selben Typ und Händler sind.
Ist das NAS per Gigabit LAN mit dem PC verbunden, merkt man schnell die Grenzen der Datenübertragung bei großen Videoprojekten. Je nachdem wieviele Videoclips und mit welcher Bitrate diese gemacht wurden, dauert das Laden des Projekts länger. Auch die Latenz kann sich beim Zugriff auf Daten bemerktbar machen. Bei solchen Projekten ist es Praktisch sein Daten direkt auf den Arbeitsrechner zu kopieren und dort zu bearbeiten. Anschließend kann das Projekt auf dem NAS Archiviert werden. Bei kleineren Projekten machen sich die Nachteile weniger stark bemerkbar. Es ist wichtig den Projekt Cache nicht auf dem NAS anzulegen, sondern auf dem Arbeitsrechner. Am besten auf einer SSD. Probleme zeigen sich beim abspielen mehrerer Clips gleichzeitig. Es gilt zu beachten, dass das Abspielen von mehreren Clips gleichzeitig schwierig für Festplatten ist, ganz egal ob sie im Arbeitsrechner oder auf einem NAS liegen. Festplatten sind bei paralellem Zugriff sehr langsam. Bei solchen Projekten muss entweder mit mehreren Festplatten oder mit einer SSD gearbeitet werden. Wer mit großem Footage in Premiere Pro oder After Effects arbeitet kann auch von der Stellvertreterfootage-Funktion gebrauch machen und mit kleineren Kopien arbeiten.
Beim Arbeiten mit Fotos konnte ich keine merklichen Unterschiede festellen. Ob ich direkt auf dem PC oder auf dem NAS arbeite macht keinen merkbaren Unterschied. In der Regel sind auch RAW Daten nicht so groß das die Ladezeiten merkbar ansteigen. Allerdings ist zu beachten das Adobe Lightroom das Speichern der Datenbank auf dem NAS unterbindet (stand Mai 2017). Der Grund dafür ist das Lightroom nicht für das parallele Arbeiten entwickelt wurde. Ist die Bilderdatenbank auf zwei Systemen geöffnet und wird geändert, kann es zu schwerwiegenden Fehlern kommen, sodass die Datenbank unbenutzbar wird. Wer auch seine Datenbank auf dem NAS speichern möchte kann das mit einem Workaround machen. In dem Fall sollte man ein tägliches Backup der Datenbank anlegen.
Das produktive Arbeiten auf einem NAS ist heutzutage möglich und bietet darüber hinaus viele praktische Funktionen. Dennoch gibt es einige Punkte zu beachten, selbst wenn das passende System gefunden scheint. Programme wie die von Adobe sind häufig noch nicht für das Arbeiten im Netzwerk optimiert. Auch die erschwingliche Netzwerkhardware ist noch lange nicht so schnell ist wie die interne Lösung und kann schnell zum Flaschenhals werden. Wer ein annähernd so schnelles Erlebnis wie bei internen Festplatten haben will, der muss bereit sein ein ordentliches Extra für bisher noch selten verfügbare Hardware zu zahlen.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Hat mir sehr bei meiner Kaufentscheidung geholfen.